7. Februar 2001 HANDWERK special 79

Wohn- & Wohlfühlräume von den Rosenbachs

Tradition und Innovation über vier Generationen in Bad Ems

Eines ist dem „Tapessier" am Hofe Ludwig XIV. und einem Raumausstatter unserer Tage gemeinsam: Beide schaffen Wohn- und Wohlfühlräume. Zu ihnen gehört auch Familie Rosenbach in Bad Ems, die sich seit 1904 in vier Generationen auf ihr Handwerk versteht.

Raumausstatter Rosenbach
Meisterstück von Gesine Rosenbach: Der Sessel scheint aus aufgestellten Büchern zu bestehen, die Vorhänge zeigen fortlaufende Texte, die Schabracke besteht aus Buch- und Aktenrücken, die auf einem Regalboden „stehen".
Raumausstatter Rosenbach
Raumausstattermeister Volker Rosenbach und seine Frau Inge in den 70er Jahren. Seither hat sich der Betrieb kontinuierlich vergrößert.

Modernes, anspruchsvoll gestaltetes Raumdesign, das bewusst die Wirkung von Formen und Farben einbezieht, ist ein Anliegen, dem sich Jungmeisterin Gesine Rosenbach verschrieben hat. Mit ihrem Meisterstück, einer thematischen Arbeit zum „Buch als Gestaltungselement", setzte sie 1996 bundesweit beachtete Akzente: Ein Sessel, der aus aufgestellten Büchern zu bestehen scheint, Vorhänge mit fortlaufenden Texten, eingefasst in Borden, die wie Goldschnitt-Bücher wirken, ein textiler Querbehang aus Buch- und Aktenrücken, aufgereiht wie auf einem Regalboden...

Gesine Rosenbach„Zur praktischen Arbeit gehört nicht nur in der Meisterprüfung die Aufgabe, die Idee zu beschreiben und dem Kunden verständlich zu machen", erklärt die 26-Jährige. Sie weiß aus ihrer Tätigkeit, dass bei größeren Aufträgen die Beratung schnell ein Drittel der gesamten Bearbeitungszeit ausmachen kann. „Mit ihrem Wissen über neue Stoffe, Materialien und aktuelle Design-Tendenzen bereichert unsere Tochter spürbar unser Angebot", unterstreicht Seniormeister Volker Rosenbach. Ein Angebot, das in großzügigen Ausstellungsräumen in der Lindenstraße und im Internet (www.studiorosenbach.de) zu finden ist.

Leistung aus einer Hand

Zehn Mitarbeiter beschäftigt der Emser Familienbetrieb, in dem seit vielen Jahren immer mindestens ein Lehrling das Raumausstatter-Handwerk erlernt. Ein Geselle vom Fach, drei Malergesellen, eine Dekorationsnäherin, die beiden Meister Gesine und Volker mit der Unternehmerfrau Inge Rosenbach in Büro und Verkauf und ein Polsterermeister als Kooperationspartner in Thüringen ermöglichen ein breites Angebot zur Schaffung von Wohn- und Wohlfühlräumen.

Lebensräume, die das Raumausstatter-Team gestaltet, finden sich nicht nur im privaten Bereich. Eine besondere Herausforderung für Gesine Rosenbach war die Farbberatung im Koblenzer Hospiz und auf der Station für Querschnittsgelähmte im Evangelischen Stift. Hier war es wichtig in einer sterilen Atmosphäre durch besondere Farbgebung wohnliche Akzente zu setzen. Entgegen aller Uniformität bekam jedes Zimmer eine besondere farbliche Note im Hinblick auf das unterschiedliche Farbempfinden des Menschen. Bewusst wurden auch kräftige Farben eingesetzt. Handwerkliches Können und Ästhetik verbinden und dabei den Menschen im Blick behalten ist Rosenbachs Anspruch.

Wie man sich bettet...

Zum Alltagsgeschäft zählt ein anderer Unternehmenszweig, mit dem die Bad Emser seit 1993 auf der MESSE AM RHEIN: Handwerksmesse Koblenz präsent sind: „Wasserbetten sind für uns ein vertrautes Medium. Denn die Matratzenherstellung gehört zu den klassischen Polstererarbeiten", umschreibt Volker Rosenbach, was in den Ausstellungsräumen einen breiten Raum einnimmt. Aber auch hier geht es um individuelle Beratung und die Suche nach dem passenden Konzept für den Kunden, das inzwischen auch musiktherapeutische Elemente umfasst, wie die „tönende Matratze", die beruhigende und entspannende Wirkung ausstrahlt.

Den Nutzen des Internets sehen die Rosenbachs derzeit noch stärker im Handels- als im Handwerksbereich; entsprechend haben sie auch eine eigene Internet-Domain unter www.diewasserbettenprofis.de eingerichtet. Dennoch: Kontaktwünsche und Anfragen über das Netz der Netze nehmen beständig zu. Voraussetzung dafür war in den Augen Gesine Rosenbachs aber die Erarbeitung der „Corporate Identity".

„Zuerst wollten wir 'nur' unseren Internetauftritt in Auftrag geben, jetzt haben wir ein schlüssiges Konzept für das gesamte Erscheinungsbild des Betriebes in der Öffentlichkeit", unterstreicht die Fachfrau für Gestaltungsfragen. Und Ideen für die Zukunft hat sie auch parat, wenn sie Events mit Künstlern und Designern, Gastronomen oder Partnerbetrieben andenkt. Schon der Besuch beim Raumausstattermeister soll das ganzheitliche Wohnerlebnis beginnen...

Stichwort: Tapessier
Die Ursprünge des Raumausstatter-Handwerks finden wir im 17. Jahrhundert am Hof Ludwig XIV.: Dort besaßen die „Tapessiers", die Zutritt zu den Privatbereichen am Hof hatten und denen der König deshalb uneingeschränkt vertrauen musste, das Recht einen Degen zu tragen. Sie gehörten zum Stand der Edelleute, ihre Aufgabe bestand v.a. darin, die Wände der Wohnräume mit Stoffbehängen zu „tapezieren".
Gestaltungswettbewerb für das Raumausstatter-Handwerk
Der Landesinnungsverband des Raumausstatter- und Sattlerhandwerks Rheinland-Pfalz schreibt den rheinland-pfälzischen Gestaltungswettbewerb im Raumausstatter-Handwerk 2001 aus. Präsentiert und prämiert werden die eingereichten Arbeiten auf der 8. MESSE AM RHEIN: Handwerksmesse Koblenz vom 27. April bis 3. Mai.
Teilnahmebedingungen: LIV-Geschäftsstelle bei der KHS Ahrweiler, Wilhelmstraße 19, 53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Informationen zur Handwerksmesse,
Tel.: 0261/398-130, Fax: -997, Email: messe@hwk-koblenz.de,
Internet: www.hwk-koblenz.de und unter
www.messe-am-rhein.de

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